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Fisch, Obst und Wein: Zur Erntezeit in einem Dorf am Bodensee

20. Mai, 2024

Hagnau – Das Alu-Motorboot fährt in aller Ruhe über den Bodensee. Heike Winder sitzt am Steuer. Sie hat ein Stück Styropor im Visier, das Zeichen für ihr Fangnetz. Abends zuvor hat die Fischerin vier Netze ausgeworfen, nun sieht sie nach, was drin ist.

Winder fasst ein grünes Netz, zieht es aus dem Wasser und schaut hinein. Kretzer, wie sie Flussbarsche am Bodensee nennen, haben sich hauptsächlich verfangen, dazu ein Aal – und jede Menge Muscheln. «Die sind vom Schwarzen Meer eingeschleppt, die kann man in der Küche nicht gebrauchen», sagt die Fischerei-Meisterin.

Felchen hingegen, eigentlich der typische Bodensee-Fisch, sind ihr nicht ins Netz gegangen. Trotzdem ist sie zufrieden: Etwa zwölf Kilo Fisch hat sie an diesem Tag im Frühherbst gefangen.

Einen Teil verkauft sie an Gastronomen am Ort, den anderen verarbeitet sie – räuchert die Fische oder legt sie nach Matjesart ein. Abends wirft sie ihre Netze wieder aus.

Erntezeit bei Obstbauern und Winzern

Auch an Land herrscht viel Geschäftigkeit in diesen Tagen. Im Frühherbst ist Erntezeit in Hagnau, einem Dorf am Nordufer des Sees unweit von Friedrichshafen. Die Obstbauern holen Zwetschgen, Quitten, Birnen und vor allem Äpfel von den Bäumen und Sträuchern. Die Winzer sind mit der Weinlese bestens beschäftigt.

Um die 1,4 Millionen Liter Wein produziert die Winzergenossenschaft des 1500-Einwohner-Ortes jedes Jahr – 52 Winzerfamilien liefern ihre Trauben dazu mitten im Ort ab. Prominenteste Sorten: der Müller-Thurgau und der Blaue Spätburgunder.

Die Winzer produzieren seit mehr als 150 Jahren gemeinsam

Dass es die Genossenschaft überhaupt gibt, geht auf den Pfarrer Heinrich Hansjakob zurück. 1869 kam er als katholischer Geistlicher in den Ort – zugleich war auch noch Heimatschriftsteller, Historiker und Politiker. Weil Hansjakob die Not der Landwirte sah, gründete er 1881 den Hagnauer Winzerverein, es war die erste Winzergenossenschaft Badens. Heute bewirtschaft sie rund 170 Hektar Rebflächen.

Für die Gäste ist die Anlieferung der Trauben jedes Jahr von neuem eine Schau, denn die Traktoren mit ihren Anhängern bilden eine lange Schlange vor der Winzergenossenschaft.

Dafür unterbrechen Touristen auch gerne ihre Wanderungen in den Hügeln und Weinbergen oder ihre Radtouren am Seeufer. Und können sogar mithelfen beim «Wimmle», wie die Lese hier heißt. Von Hand mit der Rebschere und unter den scharfen Augen der Profis.

Die Fischerei hat Nachwuchssorgen

Bei den Fischern dauert die Felchen-Saison von April bis November, die Saison für die Kretzer von Mai bis Oktober. «Wir sind aktuell 65 Fischer auf dem gesamten Bodensee, in allen drei Ländern», sagt Heike Winder. Gefischt wird aber in der Heimat, die jeweils anderen Länder sehen es nicht gerne, wenn Fischer die unsichtbaren Grenzen auf dem See überschreiten.

Winder ist, wie ihr ebenfalls fischender Mann, Fischerei-Meisterin. Ohne diese Ausbildung würde sie keine Erlaubnis für ihr eigenes Boot bekommen. Sie ist zudem ausgebildete Bademeisterin, arbeitet auch als Masseurin und Lymphtherapeutin – und betreibt Ferienwohnungen. Eine Mixtur verschiedener Jobs, wie sie viele hier haben. «Es gibt kaum noch junge Leute, die auf dem See fischen wollen», sagt sie. Auch ihre eigenen Töchter «eher nicht».

Info-Kasten: Hagnau am Bodensee

Anreise: Mit dem Zug nach Friedrichshafen und weiter mit dem Bus.

Informationen: Tourist-Information Hagnau, Im Hof 1, 88709 Hagnau am Bodensee (Tel.: 07532/430043; E-Mail: tourist-info@hagnau.de; Website: www.gemeinde-hagnau.de)

dpa