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Moses war hier: Antike Spuren und wüstes Leben in Jordanien

20. Mai, 2024

Amman/Akaba – Das Leben war früher vor allem eines: glücklicher. Da ist sich Salmman Abu Saksokah sicher. Der 55 Jahre alte Beduine hat die Zeiten noch erlebt, als die oft weit verzweigten Familien in den Höhlen der alten Felsenstadt Petra lebten.

Unspektakulär, einfach, ohne Strom war der Alltag – aber mit frischem Wasser, das sie aus umliegenden Quellen nach Petra leiteten. Sie lebten wie ihre Vorfahren. Mit dem Land und von dem Land. Und auch schon ein bisschen von den Touristen. Heute ist Petra das meistbesuchte Touristenziel des Landes, das noch so viel mehr zu bieten hat als karges Land mit antiken Spuren.

Als die Gäste in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts überhandnahmen, als die mehr als 2000 Jahre alte Felsenstadt der Nabatäer mit ihren spektakulären Schluchten und Sandsteingemälden an den Grabkammern immer voller wurde, da siedelte die Regierung die Beduinen um. «Das war eine große Umstellung», sagt Salmman.

Die Beduinen in Petra verkaufen heute Mitbringsel

Die Nabatäer waren arabische Händler, die die Wege der Karawanen nach Norden kontrollierten. Doch ihr Reich ging unter. Und mit ihm die Stadt in der Wüste. Eine Art Mythos blieb Petra für viele Jahrhunderte, niemand schien zu wissen, wo sie genau lag.

Bis der Schweizer Jean Louis Burkhardt nach Jordanien kam und sich mit den Beduinen anfreundete. Die hatten schon eine Idee, und Petra wurde wiederentdeckt.

Heute, rund 200 Jahre danach, verkaufen Beduinen in der Felsenstadt Schmuck und Mitbringsel. Sie preisen den arabischen Kajalstift an, der die Augen nicht nur betont, sondern auch vor Sonne, Sand und Staub schützen soll.

Einer der Verkäufer ist Salmmans Neffe Amir. «Manchmal bleibe ich über Nacht hier», sagt der 22-Jährige. Die Stille, die Weite, die Bauten – wenn die Touristen weg sind, dann gehört die Stadt wieder ganz den Beduinen.

Und die leben überall in dem Königreich. Teils traditionell als Wüstenvolk, teils in der modernen Variante, die mit dem motorisierten Kamel, dem Geländewagen, in die Wüste reist und nur noch an manchen Tagen unter freiem Himmel schläft.

Sich fühlen wie ein Beduine

Wer erleben will, wie es sich anfühlt, wie die Beduinen in der Wüste zu leben, kann sich rund um Wadi Rum, eine der bekanntesten Landschaften Jordaniens, in eines der dortigen Camps einmieten. Mitten in der imposanten Wüste mit rotem Sand und schroffen Felsen, wie einst Lawrence von Arabien.

Bei Tag erkunden die Gäste die Wüste im offenen Jeep oder auf dem Rücken eines Kamels – bei Nacht können sie sich von den Beduinen den imposanten Sternenhimmel in der absoluten Dunkelheit des 740 Quadratkilometer großen, geschützten Gebietes erklären lassen. 2011 nahm die Unesco Wadi Rum in ihre Welterbeliste auf, Petra ist dort bereits seit 1985 vermerkt.

Zum Bootstrip nach Akaba

Wer aus der Wüste kommt, wähnt sich in Akaba am Roten Meer, einem der südlichsten Punkte Jordaniens, in einer anderen Welt. Es ist deutlich wärmer und feuchter. Hotelanlagen großer internationaler Ketten prägen das Bild.

Yazan Alsaed besitzt drei Boote in Akaba, mit denen er Touristen in den Golf von Akaba zum Schnorcheln im Korallenriff mitnimmt. Er berichtet von Zeiten, als es deutlich ruhiger zuging in dem Küstenort – der gleichzeitig der einzige Zugang ist, den Jordanien zum Roten Meer hat. «Seit ein paar Jahrzehnten sind viele Hotelanlagen hinzugekommen, und die Einwohnerzahl hat sich deutlich erhöht.»

Doch wenn man als Besucher durch die Straßen schlendert und im Basar landet, wird ein authentisches Stück Jordanien sichtbar. Händler, die Tee, Gewürze und Nüsse anbieten, Kleidung, Küchengeräte, Tiere.

Tiefpunkt der Reise

Ein Höhepunkt von Jordanienreisen ist zugleich ein ultimativer Tiefpunkt: Er befindet sich am Ostufer des Toten Meeres und liegt 420 Meter unter dem Meeresspiegel. Der tiefste Punkt der Erde ist ein beliebtes Ausflugsziel.

Das Tote Meer, das ein See ist und aus dem Fluss Jordan gespeist wird, hat 32 Prozent Salzgehalt. Zum Vergleich: das Mittelmeer hat drei Prozent. Schwimmen ist im Toten Meer unmöglich, untertauchen auch. Was aber geht, weiß jedes Kind: auf dem Rücken liegend im Wasser treiben.

In dem vorderasiatischen Staat, der etwa ein Viertel der Fläche der Bundesrepublik hat, gibt es weitere einzigartige Orte. Der Berg Nebo ist so einer: Gott führte Moses, so heißt es in der Bibel, nach oben, von wo aus er das Gelobte Land erblickte – nach 40 Jahren in der Wüste.

Aus der Perspektive Moses betrachtet

Von dem 808 Meter hohen Berg aus sah er, genauso wie die Besucher heute, das Jordantal, das Tote Meer, Palästina. Bei klarer Sicht taucht am Horizont sogar die Heilige Stadt Jerusalem auf. Eine Gedächtniskirche erinnert an den Propheten, sie ist heute wie der komplette Berg touristisch erschlossen und gilt als eine der ältesten Kirchen der Welt.

Überwiegend in Ruinen und für ihr Alter trotzdem gut erhalten ist die antike Stadt Jerash, rund 40 Kilometer nördlich von Amman, bekannt auch unter dem Namen Gerasa. Zu den teils aus dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. stammenden Baudenkmälern zählen der Hadriansbogen, der als Triumphbogen zu Ehren eines Besuchs des römischen Kaisers Hadrian gebaut wurde. Gut erschlossen ist die Anlage mit Hippodrom und Tempeln heute, die 1806 vom Oldenburger Archäologen Ulrich Jasper Seetzen wiederentdeckt wurde.

Die Felsenstadt Petra hingegen könnte noch so manche Überraschung bereithalten. Einige der Schätze wurden hier eher zufällig durch Erdbeben oder Verwitterung freigelegt. Forscher gehen davon aus, dass nur etwa 20 Prozent der alten Stadt ausgegraben sind.

Dem Beduinenhändler Salmman Abu Saksokah dürfte es nicht gefallen, dass noch mehr Entdeckungen noch mehr Besucher bringen könnten. Einkünfte für die Familien würden zwar wachsen und damit eine gewisse Sicherheit, sagt er: «Aber uns ist das Glück abhanden gekommen.»

Info-Kasten Jordanien:

Jordanien liegt im Mittleren Osten nördlich von Saudi-Arabien und Ägypten. Direkter Nachbar ist Israel, mit dem sich das Königreich das Tote Meer teilt.

Unterkunft: In den Städten Amman, Akaba und am Toten Meer gibt es eine breite Auswahl von Hotels, von einfachen Unterkünften bis zu luxuriösen Anlagen mit Privatstrand.

Anreise: Royal Jordanian und Lufthansa fliegen von Frankfurt direkt nach Amman.

Informationen: Jordan Tourism Board, visitjordan.com

dpa