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Stillstreik: Was tun, wenn das Baby die Brust verweigert?

27. Juli, 2024

Göttingen/Oranienburg – Fürs Baby ist es ideal: Wird es in seinen ersten Lebensmonaten mit Muttermilch gestillt, bekommt es neben wichtigen Nährstoffen auch viel körperliche Nähe.

Trotzdem kann es passieren, dass der oder die Kleine ganz plötzlich die Brust verweigert. Und zwar mit ganz offener Ablehnung, mit Weinen und lautem Geschrei. Mütter und Väter sind dann verunsichert, manchmal sogar panisch. Schließlich soll ja das Baby bestens versorgt sein.

Zwar kann es in jeder Stillphase dazu kommen, dass das Kind die Brust verweigert – in einigen passiert es aber eher als in anderen. «Häufig ist das im dritten oder vierten bzw. zwischen dem fünften und achten Lebensmonat des Kindes der Fall», sagt Katrin Görtz, Kinderkrankenschwester an den Oberhavel Kliniken in Oranienburg.

Für das Phänomen gibt es verschiedene Begriffe: Stillstreik, Brustschimpf- oder Brustschreiphase.

Ein neues Duschgel kann Schuld sein

Woran liegt’s? Meist braucht es dafür etwas Spurensuche, denn die Brustverweigerung kann viele Ursachen haben. Manche sind eher banal: zum Beispiel, wenn die Mutter etwas Scharfes gegessen hat, was dem Baby so gar nicht gefällt. Vielleicht hat sie aber auch ein neues Parfum oder Duschgel benutzt – ein Duft, mit dem der kleine Mensch nicht vertraut ist und daher mit Ablehnung reagiert.

Es könnte aber auch an der Haltung liegen. Dann kann es helfen, eine andere Stillposition auszuprobieren. Beim Stillen gilt: Für Mutter wie Kind sollte es gleichermaßen bequem sein. Ist die Mutter aufgrund ihrer Position verspannt, klappt es mit dem Stillen oft nicht so gut.

Das Baby sollte beim Stillen möglichst nah bei der Mutter sein. Ideal ist es, wenn beim Anlegen Kopf und Wirbelsäule des Kindes eine Linie bilden. Der Nachwuchs sollte ohne Anstrengung die Brustwarze erfassen können.

Zu wenig Muttermilch – oder zu viel

Eine andere mögliche Ursache für die Brustverweigerung: «Das Kind saugt an der Brust, aber es kommt nicht genug heraus», sagt die Göttinger Kinderärztin Tanja Brunnert. In einem solchen Fall hilft oft schon eine Brustmassage, die die Milchproduktion anregt.

Es kann aber auch das Gegenteil der Fall sein: dass die Milch nur so aus der Brust heraussprudelt – wodurch es das Baby schwer hat, Saugen, Atmen und Schlucken zu koordinieren und frustriert ist. Tipp: Wenn die Mutter sich beim Stillen nach hinten lehnt, verlangsamt sich der Milchfluss.

Auch zu viele Reize können für das Baby störend sein

Möglich ist außerdem, dass das Baby die Brust verweigert, weil es einen Infekt hat. Mit Fiebermessen können Eltern herausfinden, ob die Körpertemperatur des Kindes erhöht ist. Sie sollten ihr Baby genau beobachten: Signalisiert es etwa Ohrenschmerzen, indem es sich häufig dorthin fasst? Im Zweifelsfall sollte man mit dem oder der Kleinen eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt aufsuchen.

«Manchmal ist eine Brustverweigerung auch darauf zurückzuführen, dass das Baby zu vielen Reizen ausgesetzt ist», sagt Sandra Uffelmann, Leitende Hebamme an den Oberhavel Kliniken in Oranienburg. Das Kind nimmt nun durch einen Entwicklungsschub seine Umgebung deutlicher wahr. Und es stört sich zum Beispiel an Musik oder dem Reden und Lachen der Geschwister.

Dann bietet es sich an, wenn Mutter und Kind sich an einen ruhigen Ort mit gedämpftem Licht zurückziehen, dort erst einmal viel kuscheln – und dann einen neuen Versuch starten.

Rat bei erfahrenen Hebammen suchen

Und wenn alles nichts hilft? Verweigert das Kind weiterhin das Stillen, muss die Mutter ihre Brust per Hand oder Pumpe leeren und das Kind dann mit der Muttermilch gefüttert werden.

Gleichzeitig sollte dem Baby immer wieder die Brust angeboten werden. Denn: «Wenn es mal zwei Tage mit dem Stillen nicht klappt, sollte die Mutter nicht die Flinte ins Korn werfen und vorzeitig mit dem Abstillen beginnen», sagt Kinderärztin Tanja Brunnert.

Besser ist es, sich Rat bei erfahrenen Hebammen zu holen. In vielen Städten gibt es zum Beispiel Stillcafés, wo es Austausch und Rat gibt. Wer lieber auf individuelle Beratung setzt, kann auch eine Hebamme oder Stillberaterin direkt kontaktieren.

Bis Hilfe gefunden ist, lautet das Motto: «Unbedingt Ruhe bewahren», rät Kinderkrankenschwester Katrin Görtz. Vor allem sollten sich betroffene Mütter nicht selbst Vorwürfe machen. «Es liegt nicht unbedingt an der Mama, wenn es nicht mit dem Stillen klappt», sagt Hebamme Sandra Uffelmann. dpa

Hinweis: Dieser Beitrag ist kein Ersatz für ärztlicher Beratung und/oder Behandlung. Das Informationsangebot dient allein dem Zweck, den Grad der Informiertheit der Bevölkerung zu verschiedenen gesundheitsbezogenen Themen zu erhöhen und kann bzw. soll eine individuelle fachliche Beratung durch Ärztinnen oder Ärzte zu den Themengebieten nicht ersetzen.